Fleisch essen und Alkohol
Das Grundübel aller nicht-vegetarischen Ernährungsformen ist und bleibt das zu viele
Fleischessen, weil es alle anderen Gewohnheiten nach sich zieht, besonders das Verlangen nach Alkohol. Wird fast ausschließlich Obst gegessen, so fallt die Gier nach Alkohol, in welcher Form auch immer, weg. Der Fleischesser hat immer Verlangen nach Alkohol, muss sich also selbst kasteien, einfach weil Fleisch Durst hervorruft. Alkohol ist erwiesenermaßen ein gewisses Gegengift für Fleisch, und der Feinschmecker, der fast nur Fleisch isst, braucht daher Wein, Bier, Whisky, Mokka und seine Zigarette oder Zigarre, um ein wenig der Fleischvergiftung entgegenzuwirken.
Es ist eine bekannte Tatsache, dass man sich nach einem opulenten Mahl entschieden frischer fühlt, sowohl geistig als auch körperlich, wenn man von den an sich giftigen Reizmitteln mäßigen Gebrauch macht, als wenn man sich allein mit »gutem Essen« bis zur Ermüdung vollstopft.
Durch Obst und Wenig-Essen wird dem Fleisch- und Alkoholgenuss energisch entgegengearbeitet. Wer aber auf Fleisch und Alkohol durchaus nicht verzichten kann, ist, falls er sehr wenig davon zu sich nimmt, entschieden besser dran als der vegetarische Vielesser.
Der Amerikaner Fletcher bewies das sehr klar durch seine ungeheuren Erfolge, und sein
Geheimnis ist durch meine Versuche erklärt, die eben zeigen, dass der Mensch am leistungsfähigsten wird und sich gesundheitlich am besten entwickelt, wenn er möglichst wenig isst! Sind nicht die ältesten Menschen in der Regel die ärmsten? Also ans wenig essen aus nahe liegenden Gründen gewöhnt? Sind nicht die größten Entdecker und Erfinder aus ärmlichen Verhältnissen hervorgegangen, d.h. sie aßen wenig? Waren nicht die Größten der Menschheit, die Propheten, Religionsstifter usw. Asketen?
Bedeutet Kultur, dreimal täglich ausgezeichnet zu speisen, und ist es sozialer Fortschritt, dass jeder Arbeiter fünfmal am Tag isst und sich dann abends mit Bier vollpumpt? Wenn sich der kranke Organismus durch nicht essen regenerieren kann, ist doch die logische Folge davon, dass ein gesunder Körper nur wenig Nahrung braucht, um gesund, kräftig und ausdauernd zu bleiben.
Das »Festessen« und »Gutessen« ist mehr ein Verursacher von Krankheiten als alles andere, selbst bei Abstinenzlern und Vegetariern. Alle sogenannten Wunder der Heiligen an den Gnadenorten sind nur auf Askese zurückzuführen und heute deshalb unmöglich, weil zwar gebetet, aber nicht mehr gefastet wird.
Das ist die einzige Lösung dieses Streits. Wir haben keine Wunder mehr, weil wir keine Heiligen mehr haben, d.h. geheiligt und geheilt durch Askese und Fasten. Die Heiligen waren selbstleuchtend, in der modernen Sprache ausgedrückt: medial oder radioaktiv, aber nur durch Askese waren sie »göttlich« gesund und nicht aus »besonderer Gnade«.
copryright Auszug aus EhretArnold-Vom_kranken_zum_gesunden_Menschen_durch_Fasten